Perspektiven und Visionen des CVJM Vereinsvorsitzenden
Man mag es kaum glauben, aber tatsächlich ist Bernd Otterbach seit 25 Jahren Vorsitzender des CVJM Rüggeberg. Die Jahreshauptversammlung 2025 hat ihn erneut einstimmig für vier weitere Jahre in diesem Amt bestätigt. Das ist einmalig in der langen Vereinsgeschichte. Wie jede Mitarbeit im Verein ist auch der Vorstand eine rein ehrenamtliche Tätigkeit. Eine Aufgabe, die sehr viel Zeit erfordert, sowohl für unzählige organisatorische Belange als auch für ganz persönliche Nöte und Sorgen von Mitgliedern.
Bernd, der CVJM Rüggeberg ist ein alter, traditionsreicher und auch ein sehr lebendiger Verein mit vielen Angeboten. Wie wichtig ist dir die Vereinstradition?
Bernd: Tradition hat seine Berechtigung. Aber wichtiger finde ich die Frage: Wie kann Christsein heute im 21. Jahrhundert aussehen? Sowohl für mich persönlich als auch für uns als Gemeinschaft? Wenn ich die Bibel lese, dann erlebe ich einen Jesus, der an den Menschen interessiert war und Brücken geschlagen hat. Um innerlich lebendig zu bleiben, brauche ich zum Beispiel auch Impulse von außen, Begegnungen, Austausch mit anderen Menschen, die Weisheit von Älteren und die Herausforderung und Begeisterung von Jüngeren. Ich bin sehr dankbar über die Vielfalt der Mitarbeiter im CVJM und dass so viele Aufgaben gabenorientiert übernommen werden!
Der CVJM Rüggeberg ist weit über Rüggeberg hinaus bekannt durch das Leuchtturmprojekt Bauspielplatz in der ersten Sommerferienwoche. Was macht den BSP so einmalig?
Bernd: Der Bauspielplatz begann vor über 30 Jahren mit einer Vision von Harald Marohn. Er wollte ein Ferienprogramm anbieten, in dem die Kinder selbstbestimmt kreativ über eine Woche Hütten bauen dürfen. Begleitet von Mitarbeitern, eingebettet in Erzählungen, die den Kindern Gottes Liebe nah bringen sollen. Aus diesem Projekt wurde mit den Jahren eine Institution.
Organisatorisch hat sich vieles von Jahr zu Jahr verändert und verbessert. Als ich vor gut 25 Jahren dazustieß, gab es das Mittagessen noch auf dem Kirchvorplatz. Die Kinder brachten ihr eigenes Geschirr mit und mussten es schmutzig wieder mit nach Hause nehmen. Nach dem Essen gab es eine halbe Stunde lang eine Geschichte mit 80 Kindern in einem Raum im Keller des Gemeindehauses. Mittlerweile unvorstellbar! Heute gibt es zum Beispiel Mittagessen für über 200 Kinder im Vereinshaus, Theaterstücke in der Kirche, ein ehrenamtliches Küchenteam. Statt der damaligen drei Hauptverantwortlichen arbeitet heute ein ganzes Team zusammen, das über Monate den BSP plant.
Aber was die eigentliche Frage betrifft, unsere Motivation besteht aus drei Zielen: Wir wollen den Kindern eine schöne Zeit schenken. Ihnen vermitteln, dass sie gesehen, wertgeschätzt und begabt sind. Zweitens sehen wir die Mitarbeiter und schätzen ihr Engagement. Sie investieren zehn volle Tage und sehr viel mehr Zeit noch in der Vorbereitung, engagieren sich für die Kinder und erleben eine ganz besondere Gemeinschaft, die auch den Rest des Jahres noch für viele von ihnen weiter besteht. Und drittens ist es Gottes Segen! Wir möchten Glaube und Gottes Liebe sichtbar und erlebbar machen, ohne fromme Zwänge. Das ist die Motivation hinter alldem. Gottes Segen für dieses Projekt ist schwer zu beschreiben, das muss man selbst erleben.
Viele wissen, dass du dich sehr für den Sonntagstreff „Miteinander“ einsetzt, den es jetzt seit zwei Jahren gibt und der am letzten Sonntag im Monat im Vereinshaus stattfindet. Was ist dir an der Veranstaltung so wichtig?
Bernd: Der Sonntagstreff entstand, weil einige junge Familien sich eine Gottesdienstform wünschten, die ihnen als Familie entgegenkommt, also Erwachsene und Kinder gleichermaßen anspricht. Daraufhin haben sich ein paar Mitarbeiter zusammengesetzt, Ideen gesammelt und versuchsweise erst einmal für drei Sonntage das Projekt Miteinander-Treff gestartet. Die Resonanz war so gut, dass der Miteinandertreff jetzt regelmäßig stattfindet.
Das Konzept besteht aus drei Fixpunkten. Erstens: Kinder sind willkommen! Für Kleinkinder gibt es eine Spielecke mit Duplo und Autos. Sie können während der Veranstaltung spielen. Für Kinder ab Kindergartenalter wird in einem separaten Raum ein Kinderprogramm angeboten. Zweitens soll Miteinander ein Ort der Begegnung sein. Es gibt einen offenen Beginn mit Kaffee, und eine Zeit nach dem letzten Lied mit Buffet, Getränken und Gesprächen. Und drittens wollen wir das Thema Glaube alltagstauglich, persönlich und authentisch vermitteln. Nach Möglichkeit werden jüngere Menschen für einen Input eingeladen, Profis sowie Laien. Fragen sind erlaubt und erwünscht! Mir ist es wichtig, dass alle Teilnehmer Gemeinschaft erleben, wir sind offen für Veränderungen und Kritik.
Aktuell sind eine Reihe Sportgruppen gut besucht und begeistern auch junge Menschen. Wie wichtig ist die Sportarbeit für den Verein?
Bernd: Die Sportarbeit hat eine lange Tradition im CVJM Rüggeberg. Aber der Sport ist kein Mittel zum Zweck, etwa um Menschen zu erreichen. Der CVJM hat ein Dreieck als Logo. Die drei Eckpunkte könnten die Bereiche Leib, Seele und Geist darstellen. Glaube ist etwas Ganzheitliches, nicht etwas intellektuell oder geistlich Abgehobenes, und Glaube umfasst Leib, also Sport. Seele ist zu erleben in Gemeinschaft, und Geist als Input. Der Punkt ist aber der, dass diejenigen, die eine Gruppe anbieten, dies mit Leidenschaft tun. Es geht darum, seine Begeisterung und Begabung zu entdecken und dies im Rahmen eines Gruppenangebotes zu teilen.
Im Bereich der Landeskirche sieht man heute viele Kooperationen und Zusammenlegungen, um die vorhandenen Ressourcen zu bündeln. Wird es im Bereich des CVJMs auch Zusammenarbeit mit anderen Ennepetaler Vereinen geben?
Bernd: Grundsätzlich sind wir offen für Kooperationen und innerhalb des Dorfes wird eine solche Zusammenarbeit gerade beim Bauern- und Erlebnismarkt sowie dem Adventsmarkt gelebt. Man darf aber nicht vergessen, dass die gesamte Arbeit des CVJM neben unseren beruflichen Aufgaben und der Zeit für Familie stattfindet. Ich meine, dass der Einsatz über die bestehenden Angebote hinaus abhängig ist von der Zielsetzung und auch die bestehenden Zeit- und Kraftressourcen berücksichtigen muss. Wachstum in die Tiefe ist für mich zudem persönlich wichtiger als in die Breite.
Was wünscht du dir für die nächsten Jahre, für den Verein und für die Gesellschaft, in die der Verein eingebettet ist?
Bernd: Die Frage ist zu komplex, um sie in einigen wenigen Worten beantworten zu können. Ich erlebe durch meine Arbeit mit den Jungscharkindern, dass für viele Kinder die Kindergruppen ein Ort sind, in dem sie sich sicher, angenommen, zu Hause fühlen, wo niemand ausgegrenzt wird. Dies trotz aller Altersunterschiede, verschiedener sozialer Herkunft oder Geschlecht. Ich wünsche mir, dass dies so erhalten bleibt. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass Menschen in den einzelnen Gruppen einen Ort finden, in dem Glaube für sie spürbar und erlebbar wird, sie Halt, Hoffnung, Trost im Glauben finden. Und natürlich wünsche ich mir, dass eine neue Generation mit neuen Ideen die nächsten einhundert Jahre CVJM Rüggeberg prägen wird.
Zu guter Letzt: Ob regelmäßige Gruppenstunden oder große Projekte, unsere vielfältigen Angebote sind nur möglich, wenn viele mitanpacken. Beim Vorbereiten, bei der Durchführung, beim Aufräumen: Wir brauchen Helfer! Bitte unterstützt die anstehenden Arbeiten, vom Miteinander über den Bauermarkt bis zum Bauspielplatz und natürlich auch in den wöchentlichen Gruppen. Gemeinsam geht alles leichter, macht mehr Spaß und sichert den Fortbestand der Arbeit in seiner Vielfalt.
Wir freuen uns über jede Kraft, die für zwei, drei oder vier Stunden dabei ist. Bitte gebt uns ein positives Signal: info@cvjm-rueggeberg.de