Was geht denn hier ab, Harry?

Seit 2004 ist Harald Bertermann als Öffentlichkeitsreferent und seit 2010 auch als Fundraiser des Evangelischen Kirchenkreises Schwelm weithin bekannt. Davor war er als Gemeindepädagoge im CVJM Gevelsberg e.V. und in der Ev. Kirchengemeinde Gevelsberg in der Jugendarbeit tätig. Während für ihn bereits die Altersfreizeit ab Jahresende in Sichtweite gerückt ist, überrascht er mit einem neuen, jungen Kommunikationsmittel, einem Podcast. Den soll es nun jeden Monat einmal mit interessanten Akteuren aus dem Kirchenkreis geben.
Harry, ihr habt in den letzten Jahren viel Energie in Webseiten und Newsletter gesteckt, die wohl überall im Kirchenkreis immer mehr die gedruckten Medien in den Hintergrund drängen. Aber wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Podcast zu machen?
Harry: Ich höre von immer mehr Leuten, die Podcasts sehen und hören. Podcasts sind sehr beliebt, eigentlich bei allen Altersgruppen. Ich glaube, dass es wichtig ist, neue Medien und Social Media zu nutzen. Paulus ist damals zu den Plätzen gegangen, an denen sich die Menschen aufhielten, und hat gepredigt. Heute nutzen wir die digitalen Kommunikationskanäle, in denen Menschen täglich unterwegs sind, um unsere Botschaft weiterzusagen und um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Bei neuen Medien und bei neuen Formen generell stellt sich immer schnell die Frage: Gibt es dafür überhaupt ein Publikum, eine Zielgruppe?
Harry: Wir sehen da viele Interessenten und Neugierige. Ich glaube nur, dass man beim Podcast nicht von einer bestimmten Zielgruppe reden kann. Die Nutzerinnen und Nutzer sind doch sehr heterogen.
Podcast-Freunde lieben die ungezwungene spontane Unterhaltung, etwa wie in einer Talk-Show, die immer mehr als nur die offizielle oder berufliche Seite der Gesprächspartner zeigen soll. Podcasts wollen auch Einblicke in die private Sicht- und Lebensweise geben, die Interviewten zugänglicher und nahbarer machen. Als Nicht-Radio-Moderator, welche Seite der Medaille ist für dich schwerer?
Harry: Die Menschen, die ich vor das Mikro holen möchte, kenne ich in der Regel alle mehr oder weniger gut. Ich weiß, was sie beruflich machen, und kenne meist die Talk-Gäste auch als Privatpersonen. Außerdem bereite ich mich intensiv auf die Gespräche vor und entwickele jeweils einen Gesprächsleitfaden, den ich im Vorfeld mit meinen Gesprächspartnerinnen und -partnern abstimme. Sie wissen in etwa im Vorfeld, was ich frage, wo die Reise hingeht. Das macht es auch einfacher, sowohl über Beruf als auch über Privatleben zu sprechen.
Interessanterweise bietet ihr nicht nur ein Audio-Format für die Streaming-Plattformen an, sondern filmt auch den Podcast, so dass man euch auf YouTube auch sehen kann. Warum die Doppelgleisigkeit?
Harry: Der Aufwand, das Ganze auch zu filmen, ist relativ gering. Wir positionieren drei Kameras, und Daniel Jung schneidet anschließend das Filmmaterial. So erreichen wir auch Menschen über YouTube, die wir vielleicht über die reinen Podcast-Plattformen nicht erreichen würden.
Man kann bei Medien exakt sagen, wie viele Zuhörer und Zuschauer den ersten Podcast gehört oder gesehen haben, sogar die Aufrufzeiten und -regionen.
Harry: Wir sind mit unserer ersten Podcast-Folge am 10. April online gegangen. Bis Anfang Mai hatten wir auf den Streaming-Plattformen 483 Aufrufe, und auf YouTube noch einmal 133. Ich finde, das ist fürs erste Mal ganz ordentlich. Besonders freue ich mich über viele positive Rückmeldung zu unserer ersten Folge. Das macht Mut, weiterzumachen.
In der ersten Ausgabe geht es um die Junge Kirche CONNECT mit den beiden Hauptamtlichen Kerstin Becker und Daniel Jung. Habt ihr schon einen Redaktionsplan für die nächsten Ausgaben?
Harry: In der Tat habe ich einen Plan bis Ende 2026 gemacht. Es gibt viele interessante Menschen, mit denen ich mich gerne einmal am Moderationstisch unterhalten möchte. Es sieht also ganz so aus, als würde ich nach meinem Renteneintritt noch ein paar Podcast-Folgen machen.
Daniel Jung sagt an einer Stelle im Podcast, dass das Fehlen der jungen Erwachsenen in den christlichen Kreisen und Angeboten ein großes Problem sei. Ist das so?
Harry: Ich glaube schon, dass wir ‚bei Kirchens‘ mit unseren traditionellen Angeboten hauptsächlich ältere Menschen erreichen. Die Junge Kirche CONNECT geht da ganz neue Wege und nimmt viele jüngere Leute mit. Wenn wir jüngere Menschen erreichen wollen, dann müssen wir uns auch an ihnen und ihren Lebensgewohnheiten orientieren. Dazu gehört auch, dass wir die Kommunikationskanäle nutzen, die heute angesagt sind. Deshalb werden wir in Zukunft auch verstärkt auf Instagram und Facebook aktiv sein.
Wenn du dir die Zukunft des Podcasts vor Augen führst, was ist das Ziel, was wünscht ihr euch damit zu erreichen?
Harry: Ich möchte mit dem Podcast den Kirchenkreis und damit die Menschen vorstellen, die den Kirchenkreis ausmachen. Ich freue mich, wenn der Podcast Lust macht, uns, unsere Angebote und unsere Arbeit näher kennen zu lernen. Und wenn dann noch die Leute merken, dass Kirche kein verstaubter Haufen sein muss, sondern lebendig, lebensfroh und einladend ist, dann wäre das toll. Am 22. Mai nehmen wir die zweite Folge auf. Unser Gast ist dann Diakon Sascha Wiegand aus Schwelm. Spätestens Ende Mai soll die Folge mit Sascha online gehen. Es lohnt sich auf jeden Fall, mal reinzuhören.


Der Podcast vom CVJM Westbund
Auch auf der Bundeshöhe arbeitet man seit einiger Zeit mit dem Format Podcast. Die Wuppertaler sind schon bei der 19. Folge angekommen. „Auf in die Zukünfte“ heißt das Thema dort. In einer Doppelbesetzung mit den Moderatoren Fabian Fortmann und Lena Niekler drehen sich die Folgen um die Zukunftsperspektiven des CVJM. Viele bekannte Akteure des Westbunds und darüber hinaus reflektieren die Wege und Möglichkeiten des Vereins in einen Perspektivprozess für die Zukunft. Immer auch mit Blick auf Vergangenes und Gegenwärtiges und auch auf das zu bewahrende Gute: Aus der Geschichte für die Zukunft lernen. Es ist ein großer und vertrauensbildender Schritt, dieses Nachdenken über den CVJM von morgen in eine öffentlich geführte und von jungen Menschen akzeptierte mediale Form zu bringen.