Wer als Nicht-Rüggeberger auf die Vielzahl an großen und kleinen Veranstaltungen schaut, staunt nicht schlecht: Dieses breite Angebot wird von so einem kleinen Verein gestemmt? – Um das richtig einzuordnen: Der CVJM Rüggeberg hat etwa 110 Mitglieder, große Sportvereine hier im Raum haben ein Vielfaches davon. Wir fragen nach bei unserem Vorsitzenden, wie das Jahr 2025 aus seiner Sicht gelaufen ist.
Bernd, wenn du auf 2025 zurückblickst, welche Themen waren in diesem Jahr wichtig?
Bernd: Zwei große Themen bestimmten die Arbeit. Inhaltlich beschäftigt hat uns besonders unser Leitgedanke, den CVJM als Weggemeinschaft zu begreifen. Und an diesen Fragen werden wir auch weiterhin arbeiten: Wie schaffen wir es, dass wir generationsübergreifend unterwegs sind? Wie präsentieren wir uns einladend? Haben wir genügend Rastplätze und Oasen auf unserem Weg? Ist unser Ziel noch präsent oder muss unser Fokus korrigiert werden? Nehmen wir alle mit?
Organisatorisch haben wir uns unzählige Stunden mit der Vorbereitung und Planung der anstehenden Dachsanierung des Vereinshauses 2026 beschäftigt.
Bei den großen Veranstaltungen ist es außergewöhnlich, dass sich Jahr für Jahr Mitarbeitende finden, die viel Freizeit etwa für den Bauspielplatz oder die beiden Märkte aufbringen.
Bernd: Grund für diesen Einsatz ist die große Identifikation der Einzelnen mit diesen Projekten. Es ist in erster Linie nicht immer eine Identifikation mit dem CVJM, sondern oft eher mit dem Lebensraum Rüggeberg. Wir haben viele junge Mitarbeiter, die Rüggeberg als ihren Lebensort sehen und diesen Ort für sich und andere Generationen gestalten möchten. Die Bauspielplatzmitarbeiter waren in der Regel vorher selbst als Kinder jahrelang Teilnehmer. Besonders über die Bauspielplatzjahre ist unter den Mitarbeitern eine Gemeinschaft entstanden, die jedes Jahr neue Mitarbeitende anzieht, und vor allem Zusammenhalt und Integration stiftet!
Die kleinen, meist wöchentlichen Gruppen, in der Kinder- und Jugendarbeit, im Sport oder als Hausbibelkreis, stehen naturgemäß nicht so im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.
Bernd: Das kann sein, es ist aber eine ganz wichtige Basisarbeit! Jede Woche ehrenamtlich neben Familie und Arbeit einen Kreis zu leiten – das ist schon eine Hausnummer!
Vor längerer Zeit hatte ich ein Gespräch mit einer Frau, die zurzeit mit Kirche und Gemeinde nichts zu tun hat. Und doch erzählte sie von einer schweren Kindheit und dass in dieser Zeit die damalige Mädchenjungschar ein ganz wichtiger Halt und Ort der Geborgenheit für sie war! Solche Rückmeldungen motivieren, Zeit und Energie in die Arbeit mit Menschen zu investieren.
Der Miteinander-Sonntagstreff hat 2025 achtmal stattgefunden. Was ist das Wichtige an dieser Veranstaltungsreihe?
Bernd: Die Atmosphäre! Ich bin jedes Mal begeistert, wenn nach dem offiziellen Teil die Teilnehmer in Gruppen zusammenstehen und reden, die Kinder fröhlich herumlaufen und sich wohl fühlen.
Die Inputs! Es soll hier nicht um theologische Abhandlungen gehen, sondern um Authentizität. Um die Frage, wie Glaube im 21. Jahrhundert gelingt, wie sich Alltag und Glaube berühren können.
Beim letzten Miteinander wurde ein Angebot geschaffen, sich persönlich segnen zu lassen. Wir waren sehr gespannt, ob solch ein Angebot überhaupt angenommen würde. Viele nahmen diese Möglichkeit wahr und die Rückmeldungen waren alle sehr positiv, weil für sie dadurch die Nähe Gottes persönlich sehr spürbar wurde. Ich wünsche mir, dass der Miteinander-Treff weiterhin einladend und spannend gestaltet wird.
Die Gäste, die den Impuls geben, kommen aus unterschiedlichen christlichen Kreisen. Ist diese Vielfalt gewünscht?
Bernd: Absolut! Man wird wahrscheinlich nie immer den Nerv aller Teilnehmer treffen. Wichtig sind für mich nach einem Input diese Fragen: Hat der Impuls mich zum Nachdenken gebracht? Motiviert er mich in meiner Beziehung zu Jesus?
Ein Blick hinter die Kulissen: Wie läuft die Arbeit im Vorstand?
Bernd: Ich bin eigentlich kein typischer Vereinsmensch und somit auch kein „Vorstandsmensch“, aber ich gehe gerne zu den Vorstandssitzungen, weil alle im Vorstand trotz unterschiedlicher Charaktere das gleiche Ziel und Engagement haben und jeder sich seinen Gaben entsprechend einbringt. Wir haben uns sehr gefreut, dass bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung zwei weitere Ü30 Vorstandsmitglieder dazugestoßen sind.
Um es mit Janosch auszudrücken: Ich würde jedem im Vorstand ohne Bedenken meine Mütze schenken. Als Zeichen des Vertrauens und der Wertschätzung.
Der CVJM Deutschland hat auf seiner Mitgliederversammlung Ende Oktober beschlossen, dass der CVJM demokratiefeindliche, populistische und extremistische Haltungen und Aussagen ablehnt und diesen Tendenzen entgegentritt. Ist das ein Thema, das in der einen oder anderen Form auch für uns in der Region relevant ist?
Bernd: Meiner Meinung nach ist dies eine Grundhaltung! Ich kann nicht von der allumfassenden Liebe und Gnade sprechen und gleichzeitig jemanden auf Grund von Herkunft, Rasse und Ideologie, seiner sexuellen Orientierung oder Religion, ausschließen. Demokratiefeindliche, populistische und extremistische Haltungen, Aussagen und Tendenzen haben in unserem CVJM Rüggeberg keinen Platz.
Und doch wünsche ich mir ein gemeinsames Gespräch und gemeinsames Ringen um ethische und gesellschaftliche Fragen, als Christ im 21. Jahrhundert. Und auch das Zuhören und das Wahrnehmen von Menschen, die so ganz andere Meinungen vertreten als ich, ist wichtig, so schwer es mir auch fällt.
Hinter der Arbeit des CVJM stehen Christen unterschiedlichen Alters und Temperaments. Was motiviert die Mitarbeitenden, sich für diesen alten, und vielleicht manchmal vordergründig auch etwas altmodisch wirkenden Verein, einzusetzen?
Bernd: Das müsste man die einzelnen Mitarbeitenden fragen. Mich hat immer die große Freiheit fasziniert, mit der Ideen und Projekte unkompliziert umgesetzt und mitgetragen wurden und werden.
Jahrelang war die CRN ein Aushängeschild des CVJM Rüggeberg. Mitgetragen, unterstützt von einem Vorstand, der in den Anfangsjahren mit der Art der Musik und Veranstaltung persönlich überhaupt nichts anfangen konnte. Aber sie standen dahinter und gaben den Verantwortlichen den nötigen Freiraum und Rückhalt. Und dieser Spirit prägt auch heute noch die Arbeit. Es geht nicht um den CVJM, sondern es geht darum, die Botschaft der Liebe Gottes in kreativer, vielfältiger Weise erlebbar zu machen.
Was wünscht du dir für den CVJM Rüggeberg und für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2026?
Bernd: Ich wünsche mir, dass der CVJM mit seinen Angeboten für Kinder, Erwachsene oder beim Sport weiterhin ein Ort ist, an dem man sich angenommen und wertgeschätzt fühlt, Gemeinschaft erlebt. Ein Ort, an dem ich Fragen stellen kann und in einen ehrlichen Austausch komme, in dem der Glaube gestärkt wird.




