Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM) Rüggeberg e.V.

Ein Rückblick mit Harald Marohn

Die ersten Jahre des Bauspielplatzes

Warum bloß kommt jemand auf den Gedanken, mit Kindern und Jugendlichen eine ganze Woche lang Holzhütten zu bauen, mitten im Ortskern von Rüggeberg, gleich zu Beginn der Sommerferien? Wie war das eigentlich in den ersten Jahren?  Den Bauspielplatz gibt es seit 1994, die 32. Ausgabe steht in den Startlöchern. Heute ist der „BSP“, wie er gern abgekürzt wird, ein etabliertes Großprojekt, das mit zwei wichtigen Preisen bedacht wurde: 2017 mit dem Friedenspreis der Stadt Ennepetal, 2020 mit dem Heimatpreis des EN-Kreises. – Harald Marohn, wie bist du eigentlich auf den Gedanken gekommen, dieses Projekt damals zu beginnen?

Harald: Es begann alles mit einer Anfrage von Pfarrer Andreas Wellmer. Er wusste, dass ich meinen Job als Sozialarbeiter im Jugendzentrum Schwelm aufgegeben hatte, um Hilfstransporte nach Rumänien zu organisieren. Irgendwann im Frühling fragte er, ob ich nicht in den Sommerferien etwas für Kinder machen könnte. Acht Jahre vorher hatte ich den Bauspielplatz des Jugendzentrums Schwelm gegründet. Damit hatte ich also Erfahrungen.

Waren damals alle gleich von dieser Idee begeistert, gab es mehr unterstützende oder kritische Stimmen?

Harald: Wie es im Presbyterium aussah? Da habe ich keine Ahnung. Letztlich bekam ich grünes Licht.  Vom Kindergarten kamen zwei Erzieherinnen und zwei Jugendliche aus der Gemeinde machten dann mit. Übrigens war der BSP anfangs keine Veranstaltung des CVJM. Erst 1995 oder 1996 habe ich den CVJM als Veranstalter angegeben.

Tatkräftige Helfer und Mitstreiter und Material für Sachspenden zu finden, wie funktionierte das in den neunziger Jahren?

Harald: Die Zahl der Mitarbeitenden war immer sehr knapp bemessen. Das kam ganz besonders beim Mittagessen zum Tragen. Gekocht wurde im Gemeindehaus auf einem normalen Elektroherd. Das machten einige Mädchen aus dem Konfi-Unterricht. Auch auf dem Platz waren zu wenig Mitarbeitende. Aus den 40 bis 50 Kindern der ersten Tage wurden schnell mehr. Es kamen von Jahr zu Jahr mehr Kinder.

Kontakte für das Material habe ich schnell bekommen, beziehungsweise schon gehabt. Aus der Gemeinde kam Unterstützung: Einer fuhr während des BSP einkaufen, einer holte die vielen Holzschwarten aus einem Sägewerk in Breckerfeld und so organisierten wir uns mit wenigen Helfern.

Wie unterscheidet sich der BSP in den früheren Jahren von dem, was wir heute kennen?

Harald: Einiges ist gleichgeblieben: Wir bauen mit Holzschwarten, nicht mit Paletten. Paletten werden bei uns nur als Untergrund benutzt. Auch die Tageseinteilung mit den Kernphasen Bauen, Essen, Bauen + Basteln + Spielen ist gleichgeblieben, allerdings heute durch 35 Minuten Kirche erweitert.

Vieles aber hat sich weiterentwickelt: Heute haben wir mehr Mitarbeitende als im ersten Jahr Kinder. Während ich in den Anfangsjahren für alles zuständig war, haben wir heute ein ganzes Mitarbeiter-Team, das mir fast alles an Arbeit abnimmt.

Ich habe immer meinen Daumen auf den Ausgaben gehabt, wir stehen jetzt finanziell relativ gut da. Mittlerweile gibt es einige Menschen und Firmen, die uns jedes Jahr unterstützen.

Gegessen wird seit 2001 im heutigen CVJM Vereinshaus, nachdem Solveig Meder und Heike Brockhausen-Hanke die Küche übernommen haben. Diese Zeit des gemeinsamen Essens ist nun eine sehr wichtige Gemeinschaftszeit für Kids und Mitarbeitende.

Die etwas erfahreneren Kids arbeiten jetzt, wenn sie es möchten, im Spezial-Bau-Team (SBT). In diesem Jahr sind es mehr als 20 Jugendliche.

Die Mittagszeit von 13 bis 14 Uhr wird immer weiter strukturiert. Seit Jahren kommt das Märchenmobil. Die Sportangebote und die Bastelangebote werden immer wieder erweitert und erneuert.

Im Laufe der Jahre wurden am BSP vieles verbessert. Was waren die wichtigsten Schritte?

Harald: Der BSP wird „professioneller“. Da ich ja den BSP aus Schwelm kenne, kann ich das beurteilen. Das Team hat sich verändert. Irgendwann haben zwei aus unserem Team gesagt, dass sie ein Mitarbeiterkompetenzteam gegründet haben und sich nun besonders um die Belange der Mitarbeiter kümmern werden. Seitdem trifft sich das BSP-Team auch nach 16.30 Uhr zu Spielen und zum Grillen. Dadurch ist eine Gemeinschaft entstanden, die alle begeistert.

Seit dem letzten Jahr wurde der verfügbare Bauplatz gegenüber der Kirche erweitert und in diesem Jahr nachmals neu aufgeteilt, so dass wir die riesige Anzahl an Kindern besser auf dem Platz verteilen können.

Besonders wichtig war die Einführung einer „Kinderkirche“ täglich von 12 Uhr bis 12.30 Uhr oder 12.40 Uhr. – Der Kinderflohmarkt am letzten Samstag ist für die Kids immer ein Höhepunkt, auf den sie sich freuen. Und unsere tägliche Zeitung wird von Kindern, aber ebenso von den Eltern, gelesen und teilweise seit Jahren gesammelt.

Ganz wichtig aber ist das morgendliche Meeting mit geistlichem Impuls und Erfahrungsaustausch, Gebet und die Bitte um Segen. Nachdem die BSP-Tore geschlossen sind, ist Zeit für unser gemeinsames Reflektieren: Was war gut, was können wir verbessern? Und die Bitte um den Segen für unsere Aufgabe.

Gibt es ein Erfolgsrezept hinter dem BSP? Was machte ihn so interessant, dass immer mehr Kinder dabei sein wollen?

Harald: Da solltest du besser unsere Mitarbeitenden fragen, denn fast alle waren schon als Kind dabei. Oder dich direkt bei den Kindern erkundigen. Ich denke, es sind mehrere Faktoren:

BSP bedeutet: selbstbestimmte Zeit. Zeit zum Arbeiten, Klönen und auf dem Dach des Hauses Sitzen – und Süßigkeiten futtern… Und kein Elternteil ist in Sicht.

BSP heißt: neue Erfahrungen machen. Ich kann etwas herstellen. Ich kann ein Brett sägen. Ich kriege Nägel durch das Holz. Ich kann drei Stockwerke hoch bauen.

BSP eröffnet Kontakte: Ich finde Freunde. – Die Kids erleben sich als Teil einer tollen Gemeinschaft, in der sie viele Freiheiten haben.

Du bist jemand, der oft sonntags in der Kirche predigt: Erreicht und stärkt der BSP Menschen in ihrem Glauben?

Harald: Nein. Nicht der BSP. Aber ich erlebe es immer wieder, dass Gott Menschen anspricht, sie fragend werden, sie eine Sehnsucht nach etwas anderem bekommen. Aber das ist nicht das Werk des BSP. – Der Bauspielplatz ist aber eine tolle Möglichkeit von unserem Glauben zu erzählen und diesen Glauben zu bezeugen. Alles andere ist Gottes Sache.

Die Veranstaltung hat neben der Teilnehmer-Seite ja auch eine Mitarbeiter-Seite. Warum arbeiten so viele gerne beim BSP mit?

Harald: Ich kann nur für mich reden: Es tut mir gut. Ich komme erschöpft – heute mit 70 viel erschöpfter als noch vor 10 Jahren – aber sehr zufrieden nach Hause.

Gibt es so etwas wie einen großen, übergeordneten Wunsch, den du für diese Veranstaltung hast?

Harald: Wir dürfen nie vergessen, dass wir nur Arbeiter in Gottes Feld, in seiner Gemeinde, in seinem Weinberg sind. Und ich hoffe und bete, dass die Mitarbeiter immer die Gaben des Heiligen Geistes bekommen, die sie gerade für diese Arbeit brauchen.

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