Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM) Rüggeberg e.V.

Ralf Otterbach zu Gast

Rückblick Miteinander 26.10.2025

Beim Miteinander am 26. Oktober

Nein, das war kein Schreibfehler! Am letzten Oktobersonntag sorgte für einen spannenden Impuls nicht Bernd Otterbach – sondern sein Bruder Ralf. Der lebt seit Kurzem in Witten, er ist seit Ende Juni Pfarrer im Ruhestand. Er war 40 Jahre Pfarrer in der bayerischen Landeskirche tätig und davon 15 Jahre an seiner letzten Pfarrstelle im Schwarzwald. Der Weg nach Rüggeberg war für ihn aber kein Neuland, denn der gebürtige Dortmunder (geb. 1959) ist hier in Ennepetal aufgewachsen, bevor er nach dem Abitur mit seinen Eltern in den Süden zog.

Ralf, der mit seiner Frau Berit beim Miteinander war, wurde von Bernd bei der Begrüßung gleich mit einer kniffeligen Frage konfrontiert: „Kannst du Glaube in ein oder zwei Wörtern beschreiben?“ Nach kurzem Nachdenken erwiderte er: „Gnade!“ 

Ralf Otterbach begann seinen Impuls mit einem herzerfrischenden Sketch über Butter- und Rhabarberberkuchen, und wie leicht man sich die ungewollte Sorte andrehen lässt. Das kann auch ein Problem in der „geistlichen Bäckerei“ sein, man findet nicht das, was man wirklich sucht. Der erfahrene Pfarrer war durchaus kritisch im Blick auf Gottesdienste, die, wie er einräumte, leider auch mal ziemlich langweilig sein können. Er betonte, dass es für ihn sehr wichtig ist, den Gottesdienstbesucher persönlich anzusprechen, ihn mit der Botschaft wirklich zu erreichen – und nicht nur abzuprallen. Am Ende des Morgens bot Ralf Otterbach Interessierten an, sie individuell zu segnen.    

Ralf, wenn du an deine Jugendzeit zurückdenkst, was verbindest du mit Ennepetal?

Ralf: Wenn ich Ennepetal höre, tauchen natürlich ganz viele Bilder auf. Viele aus meiner Schulzeit, besonders aber aus meiner Zeit im Jugendkreis im EC. Hier habe ich meine geistlichen Wurzeln. Ich erinnere mich aber gerne an kleine Konzerte in Rüggeberg, zum Beispiel von der Gruppe Eden.

Zuletzt bist du für 15 Jahre als Pfarrer im Badischen heimisch geworden, in Eggenertal-Feldberg. 

Ralf: Die Pfarrstelle im Eggenertal war ein absoluter Traum. Eine wunderbare Natur, die Gegend um Niedereggenen herum nennt sich das Kirschblütental, und ein fantastisches Pfarrhaus. Aber der entscheidende Grund, dort als Pfarrer hinzugehen, war, dass die Gemeinde signalisiert hat, dass sie offen ist für Neues. Das war für mich wichtig und entscheidend.

Heute bist du ja fast wieder in Ennepetal angekommen, zumindest nahe dran, in Witten. 

Ralf: Viele fragen mich: Wieso zieht man vom wunderschönen Markgräflerland ins Ruhrgebiet? Zum einen hat das familiäre Gründe. Eine Tochter von uns wohnt in Bochum, zum anderen ist das Leben im Dorf wunderschön, aber ohne Auto nicht machbar. Und wir werden älter. Irgendwann ist Autofahren schwierig. So wie wir zur Zeit wohnen, ist alles auch zu Fuß oder mit dem ÖPNV erreichbar. Und überhaupt finde ich –auch der Pott ist liebens- und lebenswert!

In einem Text über deine Gemeindearbeit steht, dass dir die Gottesdienste besonders wichtig gewesen seien. Vermutlich hast du auch in Baden-Württemberg genauso wie wir hier in NRW erlebt, dass Gottesdienste heute immer weniger besucht werden. Warum kommen die Menschen nicht mehr?

Ralf: Zum einen ist Kirche selbst daran schuld. Es gibt leider allzu viele langweilige und nichtssagende Gottesdienste, die nur noch von Tradition und Liturgie leben. Die Menschen wollen aber heute unterhalten werden. Gottesdienst muss mindestens interessant sein. Und das „Erlebnis Gottesdienst“ muss persönlich ansprechen. Durch eine freundliche Gemeinschaft, durch gute Gedanken oder Predigten, durch eine lebensnahe Botschaft. Es muss gelingen, dass jeder denkt: Ja, das geht mich an. Christen haben nur eine Stimme im Chor der Wahrheiten, Meinungen und Ratschläge. Und manchmal scheint diese Stimme ungehört zu verhallen.

Die Kirche hat ja schon Vieles ausprobiert, besondere Gottesdienste zu anderen Zeiten, mit anderen Formen, mit anderer Musik, drinnen wie draußen. Was ist dein Eindruck, beleben die das Gemeindeleben?

Ralf: Unbedingt! Ein Gottesdienst für alle, das geht heute eigentlich nicht mehr. Es braucht Zielgruppen-Gottesdienste, und die sollten so vielschichtig sein, wie eben die Menschen verschieden sind.

Für das Miteinander am Sonntag hast du dir ein ungewöhnliches Thema ausgedacht: Butter- und Rhabarberkuchen. 

Ralf: Butterkuchen oder Rhabarberkuchen ist eigentlich ein Comedysketch. Den bringe ich gerne als Aufhänger. Inhaltlich geht es aber um unsere Vorstellungen und Erwartungen an Kirche, Gottesdienst und Gott selbst. Und um positive Überraschungen dabei.

Selbst in Rüggeberg haben wir vernommen, dass du in der Kinderarbeit manchmal einen Begleiter dabei hattest, den (Plüsch-) Raben Rudi.

Ralf: Ja, Rudi Rabe ist in meiner Gemeinde und zum Teil darüber hinaus ziemlich bekannt gewesen. Für die Kinder im Kindergarten war ich nicht der Pfarrer, sondern der Typ mit Rudi Rabe. Ich kann zwar Bauchreden, aber nicht perfekt. Deshalb waren die meisten Auftritte von Rudi im Rahmen der Kinderarbeit. Rudi ist frech, vorlaut – und gerade das finden die Kinder toll. Wenn ich ihm dann etwas von Gott erzähle, hören die Kids zu. 

Wenn du heute auf deine Arbeit als Pfarrer zurückguckst, was hoffst du, dass die Menschen in deiner Gemeinde mit dir und dem Glauben verbinden?

Ralf: Ein Konfirmand hat mir mal gesagt: „Dein Gott ist lieb!“ Wenn ich das den Menschen vermitteln konnte, bin ich schon ganz zufrieden.

Foto Ralf Otterbach

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